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1 April 2022

Brief an meinen besten Freund

Dies ist ein Brief an meinen besten Freund, den ich heute geschrieben habe. Er ist lang, aber ich bin offen für konstruktive, originelle Ideen! Es ist eine Zusammenfassung dessen, was ich in den letzten 2 Jahren erlebt habe:

𝑳𝒊𝒆𝒃𝒆𝒓 𝑻𝒉𝒐𝒎𝒂𝒔, Vor ca. 2 Jahren dachte ich noch, .... nein, ich war der festen Überzeugung, die kleine Vici kann die Welt retten. Du kennst meine Ideale, meine Sehnsucht nach wahrhafter Gerechtigkeit. Ich wollte genau diese, im großen Stil, verwirklichen.
Mit den ganzen Monaten habe ich aber immer wieder folgendes festgestellt:

1. Die allermeisten Menschen wollen selbst nichts tun, damit sich wirklich etwas verändert

Also, dass was wichtig wäre, wird nicht getan. Nicht in dem Maße, dass es eine Auswirkung auf das System hätte. Wie sagte Morpheus zu Neo. Die meisten Menschen WOLLEN in diesem System leben. Sie wollen existieren, Geld verdienen, Urlaub machen, eine Familie gründen usw. Du siehst das bei dir oder meinen Eltern. Ohne es jetzt böse zu meinen,... sich gegen etwas zu stellen, fällt auch euch schwer. Ihr geht mit, in einem gewissen Rahmen, aber um ein System zu stürzen, ist dieser Rahmen nicht ausreichend, denn die Gegner kennen diesen Rahmen und ihre Macht sehr gut. Sie wissen, die allermeisten Menschen würden nicht über ein bisschen Widerstand hinausgehen. Die meisten Menschen machen alles mit, weil eine Autorität es vorgibt und man selbst keine Konflikte will. Das weiß auch die Regierung. Hätten die Menschen keine Angst vor Konflikten oder wären so erzogen worden, dass nicht alles, was eine Autorität sagt, automatisch richtig ist, dann hätte jede totalitäre Regierung oder auch die NGO's, die eigentlich unsere Regierung leiten, überhaupt keine Chance. Aber so sind die Menschen, es ist NICHT MEHR ZU ÄNDERN. Sie haben Angst vor Autoritäten und/oder wollen Konflikte vermeiden. Du siehst.... Selbst wenn jemand kritisch ist, ist das Bedürfnis nach wenig Konflikten so hoch, dass es keiner Regierung Angst macht.

2. Meine Erkenntnis daraus ist, dass es keinen Sinn macht, das bestehende System zu ändern.

Denn das geht schlicht weg nicht. Und das ich das so sage, das zeigt dir, dass ich alles versucht habe. Wie immer. Denn ich habe sämtliche Szenarien durchgespielt und ausprobiert.

3. Wie bei meinem Job Problem, welches ich mal hatte.... du erinnerst dich vielleicht....

Irgendwann habe ich nach einer Arbeit gesucht, die mir entsprechend funktioniert hat. Die Vorgabe war, ich will 4 Stunden arbeiten, dann eine Pause von 3 Stunden, dann wieder 4 Stunden arbeiten. Es kam der Punkt, wo ich sagte:

"Ne, nicht ich muss mich an einen Job anpassen, sondern der Job muss halt einfach zu mir passen."
Und so sehe ich das auch insgesamt in dieser ganzen Situation. Wenn ein Land/System, ist, wie es ist, und mir gefällt das nicht, dann muss ich einen Ort suchen, der besser zu meinen Ansprüchen passt. Ja, natürlich kann man sagen, dass man nie weiß, egal wo man hingeht, ob es da auf lange Sicht besser ist, aber hier ist, so glaube ich, die Flexibilität gefragt. Man kann es nur testen. Wie ein kleines Kind, welches anfängt zu essen und erst mal testen muss, ob es schmeckt. Von vorne herein zu sagen, "ich weiß, das schmeckt nicht", macht nur eines: die eigene Grenze aufzeigen.

4. Nun gäbe es natürlich die Möglichkeit zu sagen:

A: komm wir kaufen eine Insel oder irgendwo Land und bauen was Neues auf. Haben auch einige versucht (siehe Gunnar Kaiser). Aber hierbei ist das Problem, wie bei Punkt eins beschrieben: kaum wer möchte etwas von neuen aufbauen. Die Lebensstandards sollen bitte alle erfüllt sein. Amazon und Lidl ist ein Muss... Oder B: Lass und eine ausrangierte Aida kaufen und dort in der drei Meilenzone leben. Das mit der Aida würde, so denke ich, hervorragende Chancen haben, Mitstreiter zu finden. ABER: hier müsste man bedenken, es muss viel investiert und umgebaut werden. Keiner will sein Leben lang auf 10qm leben, das Schiff selbst müsste gekauft werden, irgendwo muss man tanken und Güter aufnehmen. Genauso wie Abwasser loswerden. Schlichtweg fehlt es für diese Idee an Geld, denn ich bezweifle, dass wir beide so viel haben, um ein Kreuzfahrtschiff zu kaufen 😅 Klar, man könnte eine Art Crowdfounding machen. ABER,... so wie ich das in den letzten zwei Jahren erlebt habe, sind die Menschen müde. Sie wollen nicht mehr in eine pure Idee investieren. Dazu werden einem, mit ganz großer Wahrscheinlichkeit, sehr sehr viele Steine in den Weg gelegt. Sei es in digitaler oder öffentlicher Form. Jeder, der sich gerade aus dem System begeben will oder es aufdeckt, wird gebrandmarkt. Dennoch, wenn man das aushalten kann und es wirklich professionell angeht, halte ich die neue Arche Vici (ist natürlich verhandelbar der Name 😂😂😂) für eine sehr gute Idee.

Zusammengefasst:

Das System ist nicht änderbar. Die Menschen in ihm sind nicht änderbar. Maximal in deinem Umfeld und selbst das ist schwer, da vorrangig immer die Autorität und die Konfliktscheuheut aufgegeben werden muss. Was schlicht weg nur von sehr sehr wenigen Menschen umgesetzt wird oder überhaupt umgesetzt werden kann. Solange nicht verstanden ist, dass ein System nur kippt, wenn man es eben konsequent nicht mehr unterstützt, bleibt das System zwangsläufig.

Möglichkeit 1

Das System ist nicht änderbar. Such einen Ort, der besser passt. Und wenn der eine Ort dann auch nicht mehr passt, such einen anderen.

Möglichkeit 2

Das System ist nicht änderbar. Schaffe eine eigene unabhängige Welt z.b. mit einem privaten Schiffstaat. Dazu bricht man aber extrem viel Geld plus noch extrem viel mehr Resilienz.

Liebe Grüße. Victoria